Gedanken zu Allerseelen u. Gräbersegnung

Bekanntlich pflegt der November das Gedenken an die Toten und erinnert uns wie kein anderer Monat an unsere eigene Sterblichkeit wie an die unserer nächsten Angehörigen. Traditionell zeigte man in unseren Breiten seiner Umwelt mit schwarzer Trauerkleidung, mit dem Tragen  von Trauerschleifen, Trauerflor oder Trauernadeln, dass einem das Herz schwer ist, weil man jemanden schmerzlich vermisst. Wie viele andere Traditionen geraten solche heilsamen Abschiedsrituale zunehmend in Vergessenheit und machen neuen Sitten Platz, die durchaus gewöhnungsbedürftig sind. Dann besucht man nicht mehr den Friedhof, um einem Verstorbenen

nahe zu sein, sondern eine Gedenkseite im Internet. Dass sie trauern kann man den Menschen im wirklichen Leben für gewöhnlich ansehen: am Blick, am tiefen Augenringen, den Brauen, den herabhängenden Mundwinkeln und entsprechenden Falten. Aber Trauern zeichnet nicht nur ein Gesicht aus, es hat auch viele Gesichter. So scheint es in der jüngeren Generation immer häufiger der Fall zu sein, dass die Trauer auf der haut trägt, als Tattoo. Manchmal gut sichtbar, manchmal versteckter und meistens wohl für länger als immer. Galten Tätowierungen lange Zeit als sichtbares Erkennungszeichen für Matrosen oder Ex-Häftlingen, tragen heute auch unverdächtige Beamtenanwärterinnen und sesshafte Festangestellte ihre Haut als Signalgeber. Mit dem Stechen des Trauertattoos geht der Schmerz dann buchstäblich unter die Haut. Als symbolisches Herz, als Name, Geburts- und Sterbedatum, Sternenkonstellation oder als unvergessenes Gesicht, das einem bleibt, auch wenn der Mensch verschwunden ist. Wenn die Arme Trauer tragen, wird so die Tätowiernadel zum Instrument der Schmerzbewältigung und die Haut zum immerwährenden Trauerort. Oder man macht es wie seit Menschengedenken, geht zum Grab, gießt die Blumen, zündet eine Kerze an, spricht ein Gebet und verlässt den Friedhof, um irgendwann wiederzukommen und sich bis dahin erneut dem Leben zuzuwenden. In Vilsbiburg gibt es seit einem Jahr auch Baumgräber. Die Urne wird unter einem Baum beigesetzt, Über die Urne kommt eine Steinplatte mit den Namen des Verstorbenen/Verstorbenen  mit Geb. Datum Sterbedatum. Es können dort keine Blumen, keine Kerzen aufgestellt werden, denn der Friedhofsgärtner mäht mit dem Rasenmäher über die Steinplatten. Vom Steinmetz habe ich eine Stella mit Weihwasserbecken, mit einem Kerzenständer anbringen lassen. Es sind Menschen, die mit uns gelebt haben, die nun unter einem Baum ihre letzte Ruhe finden.

Auf den 5 Friedhöfen der Pfarreiengemeinschaft, Vilsbiburg, Englberg, Gaindorf, Haarbach und Seyboldsdorf, wurden die Gräber gesegnet.

Gräbersegnung in Haarbach
Grab d. Magdalenerinnen in Seyboldsdorf
Gräbersegnung in Gaindorf
Cookie Consent mit Real Cookie Banner